Warum Verstehen Probleme löst und glücklich macht

Erinnerst du dich an die Momente, in denen du dich selbst überrascht hast? In denen du verstanden hast, dass du mehr kannst oder stärker bist, als du dachtest?

Die Momente, in denen ich die Bedeutung  von etwas nicht nur kannte, sondern voll uns ganz verstanden habe, die Momente, in denen die Bedeutung von etwas nicht mehr nur ein Konzept in meinem Kopf, sondern ein Gefühl in meinem Körper war, werde ich nicht vergessen.

Da ist mir bewusst geworden, dass viele positive Veränderungen in meinem Leben schlichtweg das Resultat von Verständnis sind. Denn Probleme sind erstaunlich oft nichts anderes als Denkfehler, die sich durch Verstehen korrigieren lassen.

Oft kennen wir unsere Probleme, aber verstehen sie nicht. Wir sehen nicht, wo ihr Ursprung liegt. Wir leben in einer Gesellschaft, die dazu neigt, Lösungen für Probleme zu suchen, die sie gar nicht verstanden hat. Das geht nicht.

Du kannst kein Problem lösen, welches du nicht verstanden hast. Das hat damals in Mathe schon nicht funktioniert und das funktioniert auch heute noch nicht.

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Wir wollen unsere Träume verwirklichen, unsere Beziehungen verbessern,  mehr Selbstbewusstsein entwickeln, besser im Job sein, wir wollen Loslassen lernen, unsere Ängste überwinden, besser zu uns selbst sein und noch so viel mehr.

Zeitschriften, der Büchermarkt, das Internet und nicht selten die eigenen Freunde überschütten uns mit Lösungen für Probleme aller Art, dabei verstehen viele oft nicht, was eigentlich genau ihr Problem ist. Selbst viele Artikel scheinen das Problem, zu dem sie gerade Ratschläge geben, nicht so ganz verstanden zu haben und kratzen nur an der Oberfäche. Dementsprechend nutzlos sind auch diese Lösungsversuche.
Wenn ich als Vorschlag für mehr Selbstliebe “ nimm ein Schaumbad“ lese, finde ich das befremdlich.

Ein riesengroßer Schritt zur Lösung unserer Probleme liegt schlichtweg darin, zu verstehen, was das Problem verursacht.

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Probleme sind wie Matroschkas, die ineinander schachtelbaren russischen Püppchen. Denn viele von uns werden sagen, „natürlich kenne ich mein Problem!“ aber sobald man sie bitten würde, ihr Problem ganz genau zu definieren, ist es plötzlich nicht mehr ganz so klar. Denn was heißt eigentlich genau „loslassen“? Und warum haben wir Angst davor? Wir wollen besser zu uns selbst sein, aber welche Glaubenssätze, welche Erinnerungen oder Erfahrungen halten uns davon ab?

Genau deshalb sind Probleme wie russische Holzpüppchen, wir alle kennen und sehen in der Regel die größte äußere Puppe, aber die wenigsten haben alle Puppen, welche sich in der große Puppe befinden, geöffnet, bis am Schluss nur noch eine übrigbleibt, die sich nicht mehr öffnen lässt: wer bei dieser Puppe angelangt ist, hat das Problem verstanden bzw. meistens auch den Denkfehler gefunden, der das Problem verursacht hat.

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Zum Beispiel habe ich früher viele Dinge gar nicht erst versucht, aus der Angst heraus zu scheitern. Meine Denkfehler diesbezüglich waren vielschichtig. Von dem Glauben, mit einem Scheitern nicht umgehen zu können, bis zu dem Punkt, an dem ich verstanden habe, dass es a)  Scheitern gar nicht wirklich gibt, sondern Dinge können nur anders laufen als geplant und b) wenn sie das tun, mindern sie weder deinen Selbstwert, noch geben sie dir das Gefühl nicht gut genug zu sein.
Heute folge ich meinem Herzen, auch wenn das heißen kann, dass mein Handeln nicht das gewünschte Ergebnis hervorruft. Meine Perspektive hat sich geändert, für mich gibt es kein „Scheitern“ -> Never a failure always a lesson. Auch wenn Dinge anders laufen, als ich es mir erhofft habe, weiß ich heute, dass ich aus solchen Situationen etwas Postives lernen kann und dass sie immer eine neue Möglichkeit sind. Oft stammen sogar die wichtigesten Erkenntisse aus Augenblicken, in denen nicht alles glatt gelaufen ist.

Understanding is the first step to acceptance, and only with acceptance can there be recovery.
―  J.K. Rowling

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Ein Problem nicht zu verstehen, heißt es falsch zu verstehen

„Falsches Verstehen bewirkt, daß wir Vergängliches für ewig halten, Unreines für rein, Erfahrungen, die von innerer Unfreiheit gekennzeichnet sind, mit tatsächlichem Glück verwechseln und unser wahres Selbst nicht richtig erkennen können. Falsches Verstehen führt zu einem oberflächlichen und fehlerhaften Verständnis des Charakters, des Ursprungs und der Auswirkungen dessen, was wir wahrnehmen“ –  T.K.V. Desikachar

Ein Mangel an Verständnis ist oft der Nährboden, wenn nicht sogar die Ursache für Gefühle wie Angst und Verzweiflung und führt dazu, dass wir uns und andere verurteilen

Dinge falsch zu verstehen ist ungefähr so, als hätten wir beim Optiker eine Brille in der falschen Stärke mitgenommen. Wir sehen die Dinge verzerrt und nicht so, wie sie eigentlich sind.

Für Verständnis gibt es keine Abkürzung

Wir alle möchten glücklich sein und deshalb versuchen wir die Probleme in unserem Leben aus dem Weg zu schaffen. Dabei begehen viele aber immer wieder einen Fehler. Sie versuchen das Problem zu lösen, indem sie die Resultate/Symptome des Problems behandeln anstatt sich um die Ursache des Problems zu kümmern. Viele suchen nach der einfachen Lösung, nach der 10 Punkte Liste, die man abarbeiten kann, ohne groß die eigene Komfortzone zu verlassen. Wir bestellen sozusagen das Fast Food Menü zu Mitnehmen. Wer seinen Problemen hingegen wirklich an den Kragen will, sollte den Willen mitbringen, die Ursache zu verstehen, auch mal einen Umweg zu gehen, nicht gleich zu verurteilen oder aufzugeben. Wir müssen selbst aktiv werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, Dinge endlich zu verstehen, ist oft eine große Erleichterung und kann tatsächlich richtig Spaß machen ( nicht immer, aber immer öfter)

Hard choices, easy life. Easy choices, hard life.
– Jerzy Gregorek.

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Warum löst Verstehen Probleme? – Es korrigiert Denkfehler

Wer verstehen will, prüft: „Was ist eigentlich wahr?“

Er prüft, ob das, was wir für wahr halten auch tatsächlch wahr ist. Oft glauben  wir z.B Dinge über uns selbst, die nicht gut für uns sind. Wenn wir beginnen unsere Gedanken und Überzeugungen zu überprüfen, stoßen wir z.B.

  • auf Glaubenssätze, die sich als falsch herausstellen und die es zu ändern gilt

Wer verstehen will, lernt zu differenzieren

  • Was denke ich? Was fühle ich? Was glaube ich? Was davon bin wirklich ich und was kommt von Außen, von Familie, Freunden, Medien, Gesellschaft? Verstehen heißt, alles rauszuwerfen, was nicht wir sind. Es heißt zu unterscheiden lernen, zwischen was denken die Anderen, was denkt mein Ego und was will mein Herz

Warum (alleine) Reisen dabei helfen kann, besser zu differenzieren und deine Annahmen durch echte Erfahrungen zu ersetzen. Reisen holt dich aus deiner gewohnten Umgebung heraus und es prasseln eine Zeit lang keine Ansichten und Meinungen mehr aus deinem engen Umfeld auf dich ein. Das erleichtert es zu erkennen, welche Meinungen du fälschlicherweise lange für deine eigenen gehalten hast. Zusätzlich ist Reisen immer ein Abgleich zwischen Vorstellung und Realität. Viel zu oft glauben wir, wir können etwas nicht oder mögen etwas nicht, aber wenn wir dann tatsächlich damit konfrontiert sind, sieht die Sache oft anders aus.

Eine weitere wunderbare Möglichkeit, die oben genannten Dinge besser zu verstehen, ist Meditation. Meditiere über Fragen, die dir immer wieder durch den Kopf gehen. Jeder hat seine eigene Meditationstechnik, die für ihn am besten funktioniert. Finde deine.

Verstehen  stellt Beziehungen her

  • Oft sind Ursachen für etwas nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wie ein komplexes Spinnennetz hängen viele Dinge zusammen, die du jetzt vielleicht noch gar nicht in Beziehung zueinander siehst. Vielleicht stößt du auf Wunden in der Vergangenheit mit denen es sich noch auseinenderzusetzen gilt.

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Verstehen verändert unsere Wahrnehmung

  • Das Ergebnis aller oben genannten Punkte ist eine veränderte Wahrnehmung. Etwas vor dem wir uns gefürchtet haben, macht uns vielleicht plötzlich keine Angst mehr, weil wir die Dinge aus einer neuen Perspektive betrachten. Verstehen heißt auch immer definieren. Entweder Altes neu definieren oder Dinge zum ersten Mal überhaupt definieren. Unsere Umwelt definiert ständig alles. Was ist gut? Was ist schlecht? Was erstrebenswert, was nicht? Aber viel zu selten hinterfragen wir diese Definitionen für uns, wir übernehmen sie einfach, weil sie gratis sind. Aber vielleicht ist das, was uns Andere als falsch einreden wollen, aus nicht bewältigtem Schmerz geboren, vielleicht ist es auch wirklich falsch. Hinterfrage es für dich. Wenn dich eine Definition von etwas nicht weiterbringt, ist es die falsche Definition.
    Eine veränderte Wahrnehmung lässt uns außerdem neue Lösungsmöglichkeiten erkennen, die wir zuvor nicht in der Lage waren zu sehen. Und Verständnis befähigt uns, Ratschläge umzusetzen, die ohne Verstehen des Problems keinen Sinn für uns ergaben

Verständnis ist grob gesagt wie die Müllabfuhr, sie schmeißt alles weg, was einer richtigen Wahrnehmung im Weg steht. Verstehen korregiert unsere Wahrnehmung. Denn der ganze Berg von falschen Annahmen und Vorstellungen ist der Nährboden für unsere Verzweiflung und unsere Ängste. Rotten wir den Nährboden aus, kann darauf auch nichts mehr wachsen

Nothing in life is to be feared, it is only to be understood. Now is the time to understand more, so that we may fear less.
― Marie Curie

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Was steht echtem Verständnis im Weg?

Was brauchen wir, um unsere Probleme wirklich zu verstehen?

  1. Neustart

Unser Kopf ist voll von Denkmusten und vorgefertigten Meinungen. Wir konsumieren „fertige“ Meinungen von überall her. All das gilt es ersteinmal aus dem Fenster zu werfen und sich selbst einen frischen Blick auf seine Gefühle und Gedanken zu erlauben. Einen neugierigen Blick, der nicht verurteilt, der frei ist von Scham, frei von dem Bedürfnis gefallen zu wollen. Der die eigenen Gefühle nicht in Kisten mit den Labels „richtg“ oder „falsch“ steckt. Unperfektsein erlaubt! Wenn du dich doch mal dabei ertappst, wie du dich gerade selbst verurteilst, nicht gleich sauer auf dich werden, sondern freundlich zu dir bleiben.

  1. Geduld

Geduld macht sich bezahlt. Ja, manchmal dauert es eine halbe Ewigkeit, bis wir einer Sache wirklich auf den Grund kommen. Ich kenne diese Tage, Wochen oder gar Monate, in denen kein Versuch wirklich Früchte zu tragen scheint. Frustration macht sich breit, manche sind kurz vorm aufgeben, andere tun es. Aber wer durchhält, wird irgendwann einen dieser „Aha- Momente“ wie im Cartoon erleben, nur ohne die aufleuchtende Glühbirne über dem Kopf. Versprochen!

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  1. Mut

Ganz ehrlich? Der Prozess des Verstehens kann manchmal Angst machen und er verlangt nicht selten viel von uns. Vielleicht stoßen wir auf Dinge, für die wir uns zutiefst schämen, vielleicht werden wir mit unserer eigenen Verletzlichkeit konfrontiert und wissen nicht damit umzugehen oder sind erschrocken über unsere eigenen destruktiven Glaubenssätze. Und da kann es Mut erfordern, nicht einfach aufzuhören, nicht wegzusehen, sondern weiter zu machen. Wie oben schon gesagt: Never a failure always a lesson

  1. Aufhören, neue Probleme zu verursachen

Wir verursachen viele unserer Probleme selbst, weil wir schon handeln, ohne uns vorher die Mühe zu machen, uns selbst oder andere zu verstehen.

Wie oft hat dir schon jemand einen Ratschlag erteilt, ohne dein Problem wirklich verstanden zu haben? Wie hast du dich dabei gefühlt? Aber vor allem, wie oft hast du schon dasselbe bei Anderen getan?
Zum Beispiel sagst du einen Satz wie, „ich leide unter dem Ende meiner Beziehung“ und schon prasseln Ratschläge auf dich ein, alle meinen zu wissen, was du brauchst, was gut für dich ist. Aber jemand kann unmöglich an diesem einen Satz verstanden haben, warum du leidest. Viele glauben, Probleme Anderer sofort lösen zu müssen oder eine vergleichbare Geschichte parat haben zu müssen. Die Wenigsten schaffen es wirklich zuzuhören und den Anderen zu verstehen. Obwohl es oft das ist, wonach sich jemand sehnt. Vielen macht es schlichtweg Angst, Problemen anderer Menschen Raum zu geben, da die Auseinandersetzung mit Problemen Anderer, gleichzeitig Licht auf den Umgang mit den eigenen Problemen wirft. Wer sich nicht die Mühe macht, Andere zu verstehen, macht sich oft auch nicht die Mühe, sich selbst zu verstehen.

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Woher weiß ich, ob ich mein Problem wirklich verstanden habe?

Das ist wie die Frage, woher weiß ich, ob ich jemanden liebe? Und die Antwort ist, du wirst es einfach wissen, du wirst es spüren, es fühlt sich einfach richtig an. Verstehen ist das Stoßen auf Wahrheit und das löst in unserem Inneren eine Resonanz aus. Wir haben keinen Zweifel mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Plötzlich sehen wir klar und es scheint unbegreiflich wie wir das jetzt so Eindeutige, zuvor nicht erkennen konnten.