Erinnerst du dich noch an die Zeit, als Kind als du immer und pausenlos „warum“ gefragt hast? Warum ist das so? Warum machst du das? Warum, warum, warum? Bist du eines Tages das „warum“ verloren hast. Als wäre es dir auf der Straße heruntergefallen und du hättest einfach vergessen es wieder aufzuheben.
Als Kinder sind wir hemmungslos neugierig.
Für uns gibt es keine „falschen“ oder „richtigen“ Fragen. Wir haben keine Angst dumm da zustehen, wir haben nur Angst davor, dass niemand unsere Fragen beantwortet. Aber zum Glück sind wir als kleine Kinder unnachgiebig und hartnäckig, was das „warum“ angeht, wir schrecken vor nichts zurück.
Wenn wir klein sind, haben fast alle Verständnis für unsere nicht enden wollende Fragerei und meistens haben sie auch eine Antwort auf all die Fragezeichen in unseren Sätzen. Aber wenn wir älter werden, bekommen wir anstatt einer Erklärung auch gerne mal Dinge zu hören wie: „das solltest du aber wissen“, „ich hab jetzt keine Zeit“ oder „dein ständiges Fragen nervt“.
Auch die meisten Schulen und Universitäten tun viel dafür, dass ihre Schüler nicht außerhalb des vorgefertigten Rahmens denken. Im Unterricht geht es oft nicht darum, wirklich zu hinterfragen, zu verstehen oder auch mal kritisch zu sein, sondern häufig um stupides Auswendiglernen. Und so wird die Neugierde, die immer etwas so Selbstverständliches war, plötzlich zu etwas, das Mut erfordert. Im Unterricht als einziger die Hand zu heben, wenn der Lehrer fragt wer die Aufgabe nicht verstanden hat und dafür vielleicht auch noch ein paar Lacher der Mitschüler einstecken, erfordert am Anfang Mut. Aber es gibt noch mehr Gründe, warum wir unsere Neugierde einsperren, wenn wir älter werden, aber dazu mehr in nächsten Blogpost.
Ich war immer schon sehr neugierig, wollte alles ganz genau wissen, wirklich verstehen, bis ins kleinste Detail. Aber für eine ganze Weile, war auch meine Neugierde irgendwie ziemlich müde und faul, bis sie plötzlich stärker zurück war als je zuvor. Warum? So genau kann ich das gar nicht sagen. Ich glaube das Reisen und ein paar besondere Menschen, die ich in dieser Zeit kennen gelernt habe, haben mich wieder wach gemacht. Durch Neugierde bin ich gewachsen, habe mich verändert, bin mir und dem Leben, welches sich für mich gut anfühlt, näher gekommen. Neugierde hat etwas Magisches und hier ist was:
Neugierde ist etwas Aktives, es passiert dir nicht einfach, du machst es geschehen. Wenn man so will, hat Neugierde mir gezeigt, wie viele Dinge eigentlich in meiner eigenen Hand liegen, ich habe es nur viel zu lange nicht bemerkt. Weil ich nicht genau hingesehen habe, vielleicht auch, weil ich manchmal gar nicht genau hinsehen wollte.
Was ist Neugierde?
Neugierde ist der Startpunkt, der Anfang, die Grundlage, der Baustein von unglaublich vielen Dingen. Alles fängt mit Neugierde an und ist wie ein nicht zu entwirrendes Netz aus Fäden miteinander verbunden: Mut, Mitgefühl, Empathie, Verständnis, Wachstum, Verbindung zu anderen und noch so vieles mehr.
Klingt als würde ich übertreiben? Ich würde eher sagen, ich untertreibe. Deshalb ein paar mehr Details.
Neugierde ist, sich von seinem eigenen Standpunkt wegzubewegen und Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, in andere Schuhe zu schlüpfen und nachzuempfinden, wie es sich in ihnen läuft. Und dabei nicht nur Verständnis und Mitgefühl für andere zu entwickeln, sondern dich auch selbst neu zu entdecken. Inspiration sammeln, Ideen finden und Dinge über dich herauszufinden, von denen du nicht mal im Traum gedacht hättest, sie könnten dir gefallen.
Neugierde bedeutet aus deiner bisherigen Welt auszubrechen und gleichzeitig in deine eigene Welt einzubrechen. „Einbrechen“ heißt, die Sachen genauer in Augenschein zu nehmen, die du bisher immer gut vor dir selbst versteckt hast. Dich zu fragen, warum du bestimmte Mauern in deinem Inneren aufgebaut hast und wie du sie einreißen kannst. Oder wie du Stufen bauen kannst, um über das Hindernis hinweg zu gehen.
Anstatt vor deiner Angst wegzulaufen, sei neugierig auf sie und versuche sie zu verstehen. Welche unbewussten Reaktionen löst diese Angst immer wieder bei dir aus? Wie beeinflusst sie dein Handeln? Wovon hält sie dich ab. Nicht alle, aber einige Ängste haben es gar nicht gerne, wenn du dich mit ihnen beschäftigst und es sogar noch wagst sie verstehen zu wollen, denn dann verlieren sie an Macht. (P.S: lies diese Zeilen nicht einfach, sondern schnapp dir einen Stift und beantworte die Fragen! Dinge schriftlich in Worte zu fassen hilft ungemein!)
Neugierde ist, die Augen offen zu halten, was um uns herum geschieht und was in uns selbst vorgeht.
Neugierde erlaubt dir NICHT dich hinter Ausreden zu verstecken oder dich selbst zu belügen. Dadurch macht sie dich offener für Veränderung und Weiterentwicklung. Warum? Weil du nicht mehr vorgibst jemand anderes zu sein und dich deshalb von dem Punkt weiterentwickeln kannst, an dem du gerade stehst und du nicht versuchst, dich von dem Punkt weiterzuentwickeln, an dem du gerne stehen würdest. Also stell dir auch hier die Frage: Wo stehst du? Wo würdest du gerne stehen? Und von welchem Standpunkt aus handelst du gerade?
Neugierde macht mutig! Und Neugierde selbst ist bereits mutig! Denn in so einigen Situationen erfordert es erst einmal Mut überhaupt neugierig zu sein. Zum Beispiel dann, wenn wir Gefahr laufen oder Angst haben, uns unbeliebt zu machen oder nicht gemocht zu werden.
Wer neugierig ist, versteckt sich außerdem nicht mehr hinter Ausreden vor einer unangenehmen Wahrheit. Wie der Wahrheit, dass er in einer Situation verharrt, die ihn unglücklich macht, oder dass er sich falsch verhalten hat, dass er jemanden verletzt hat, oder oder oder. So werden wir vor die Wahl gestellt, jeden Tag mit dieser unangenehmen Tatsache zu leben oder mutig zu sein endlich etwas daran zu ändern. Wenn man uns die Ausreden weggenommen hat, hinter denen wir uns sonst so gerne verstecken, sind wir wesentlich motivierter mutig zu sein. Daher ist das Ergebnis von Neugierde häufig Mut.
Neugierde lässt dich das fragen, was dich wirklich interessiert und nicht das, was dich interessieren sollte.
Neugierde hat nur Platz für die Wahrheit, für das was wirklich ist und nicht für das, was besser wäre oder was sich besser anhört oder für das, was die einfachere, aber schlechtere Wahl wäre.
Neugierde ist kein Ort für Feiglinge. Neugierde ist zuweilen ein unbequemer Ort. Ein Ort, an den wir lieber nicht gehen möchten, nicht sein wollen. Warum du trotzdem an diesen Ort gehen solltest? „It’s where the magic happens!“. Neugierde ist der Anfang, von so vielen wunderbaren Entwicklungen, die du in keinem Fall verpassen solltest, nur weil es zwischendurch auch einmal ungemütlich werden kann.
Neugierde ist wahrscheinlich einer der besten Lösungen für Probleme überhaupt. Ein Großteil der Probleme hört auf zu existieren, in dem Moment, in dem man das Problem versteht, weil man es neugierig hinterfragt hat. Oder zumindest kann das Verständnis des Problems ein Ausgangspunkt für eine Veränderung sein. Denn solange wir das Problem nicht verstehen, verfolgt uns, treibt uns in den Wahnsinn und wir rennen kopflos davon, ohne eigentlich genau zu wissen wo vor.
Das war erst ein ganz kleiner Einblick in das Thema Neugierde, wenn ihr neugierig auf mehr seit z.B auf praktische Tipps und Fragen, um eure Neugierde wieder aufzuwecken, dann bleibt dran und freut euch auf Teil 2!