Im November und Dezember 2018 habe ich in Tarragona gelebt und gearbeitet und mich in diese Stadt verliebt.
Dear Tarragona,
ich laufe und laufe, Kilometer um Kilometer an deiner Küste entlang, klettere über Felsen, vorbei an Burgen und durch den Wald, schlendere am Strand, nichts ist besser als das Gefühl von nackten Füßen im Sand.
Deine Schönheit im Winter ist nicht zu beschreiben, wenn sich keine Massen an deinen endlosen Stränden rumtreiben. Wenn da nichts ist als Stille, nur das Rauschen der Wellen und der Geruch vom Pinienmeer, die zahllosen Palmen wiegen sich sanft in hin und her.
Die Sonne segelt am strahlend blauen Novemberhimmel bei zwanzig Grad und ich sitze vor den Toren der Stadt am Strand im Café, mit Bier in der Hand. Du erinnerst mich daran, das Leben zu genießen und die kleinen Momente zu feiern, daran dass ein Lächeln nicht immer einen Grund haben muss.
Der Winterschlaf steht dir ausgesprochen gut. Lebendig und doch so voller Gelassenheit.
Egal was die anderen sagen, von zwei bis neun schläfst du den Schlaf der Gerechten, lässt dich in deiner Siesta von nichts und niemandem unterbrechen. In sekundenschnelle wird die Altstadt zum Dorf, wenn alle Geschäfte schließen und die Restaurants ihre Kunden erst wieder in der Dunkelheit bedienen. Dann, wenn die Sonne hinter dem Hafen verschwunden ist und man die Schiffe nicht mehr vom Meeresbalkon aus erblickt.
Du bist alt, das kannst du nicht leugnen, bereits die Römer bauten auf deinem Land ihre Häuser und imposanten Bauten. Noch heute thront das Amphitheater am Meer, aber unter der Erde gibt es noch viel mehr. Ein Netzwerk aus Gewölbegängen des alten Hypodroms zieht sich im Verborgenen unter den Straßen und Häusern der Stadt und ich kann nur erahnen, wie prächtig es hier zu jener Zeit ausgesehen hat.
Das Seltsame ist, heute bist du nicht die klassische Schönheit, nicht die, die sofort alle Blicke auf sich zieht. Du willst entdeckt und erobert werden. Und vielleicht mag ich gerade das an dir, dass du es nicht für nötig erachtest, dass dich gleich jeder auf den ersten Blick bewundert. Du drängst dich nicht auf, dafür bist du viel zu gelassen. Du weißt genau, wer hinsieht, findet unendlich viel Schönheit in deinen Gassen. Es sind die kleinen Details, die dich so liebenswert machen. Du hast deinen eigenen Kopf, deine Schönheit und deine Fehler. Und obwohl wir uns kaum kennen, fühlt es sich so an als gehör ich hierher, als wäre ich nach Hause gekommen und dafür dank ich dir sehr.
Hasta luego Tarragona, nos vemos pronto,
Claudia
Meine Zeit in Tarragona habe ich in meinem Skizzenbuch festgehalten, noch mehr über meine Kunst gibt es hier