Dear Koh Lanta,
ich trage keine Schuhe mehr seit wir uns kennen und auch die Schminke lass ich weg, dafür sind meine Füße staubig rot von deinen Straßen und voller Sand von den Abenden am Strand.
Die Luft in den frühen Morgenstunden ist perfekt, wenn sie noch nicht vor Feuchtigkeit lechzt. In diesen Stunden ist die Stille wie Zeitstillstand, bevor die Motorräder summend den Tag beginnen.
Deine Sonnenuntergänge sind die schönsten, wenn sich ein paar Wolken an deinen Himmel verirren und die Sonne warm auf der Wasseroberfläche fackelt. Ihr jeden Abend beim Versinken im Meer zu zusehen, ist wie Therapie, wie die Sicht schärfen, für das was wirklich wichtig ist.
Dein unendlich weiter Nachthimmel macht mich sprachlos. Sternenklar, das ein ums andere Mal. Ich hab dich so oft angesehen, dass ich inzwischen weiß, wo welche Sterne stehen.
Die spielenden Kinder auf dem schmalen Weg hinter meinem Haus bringen mich immer wieder zum Lachen und wir werden nicht müde uns minutenlang „Hello“ entgegen zu rufen, denn das ist die einzige Vokabel, die wir gemeinsam haben.
Traditionelle Taxis kennst du nicht, aber ehrlich? Ich sitze viel lieber auf der umgebauten Ladefläche der Pickuptrucks, mit dem Wind im Gesicht oder als Beifahrer auf dem Motorbike auf dem Weg nach Old Town. Diese Straße hat mir mein Herz gestohlen, durch das dichte Grün, weg vom Strand und den Touristenhochburgen, herrenlose Kühe oder Ziegen am Wegesrand. Die Straße, umgeben von Bäumen in sattestem Grün, die den Hügel hoch kraxeln.
Du bist ein wunderbarer Lehrer in Gelassenheit, denn wer sich aufregt, kommt bei dir nicht weit. Strom und Wasser kommen und gehen, genau wie die Eidechse in meinem Bad. Ameisen schmeißen gerne Partys, sobald sich ein Krümel vom Teller verirrt, die Termiten haben es da leichter, einmal ein schönes Möbelstück gefunden, bleiben sie gleich da. Aber du verstehst nicht nur was von Gelassenheit, auch Entspannung ist bei dir nicht weit. Nie wirkst du gestresst oder angespannt, vielleicht wegen den wunderbar entspannenden Massagen am Strand 😉
Dein Licht ist anders, irgendwie besonders. Als würde jemand immer wieder einen anderen Filter über deine Straßen legen. Du bist verdammt heiß! Bei dir komm ich jeden Tag ins Schwitzen und zwar sehr, bei durchschnittlich 38 Grad nicht wirklich schwer. Vergebens lässt du mich von Abkühlung und Regen träumen, selbst das Meer kommt meist mit Badewannentemperatur daher.
Oh Gott, dein Essen! Hätte ich nur Worte, die den Geschmack annähernd beschreiben! Ich weiß jetzt schon, wie sehr ich es vermissen werden, mit dir den Tisch zu teilen. Dank dir weiß ich auch nicht mehr wie instant food oder Saft aus der Flasche schmeckt, denn bei dir gibt es alles frisch gepresst. Massaman curry bei „Funky Fish“, ernsthaft, es gibt nichts besseres als dich! Und für den Iced Coffee im „Living room“, würde ich so einiges tun, ganz zu schweigen von den frischen Kokosnüssen am Strand.
Ich weiß nicht ob du es weißt, aber du hast definitiv einen Soundtrack der keinem Anderen gleicht. Die Moschee die um 5 Uhr morgens zum Gebet ruft, der Hahn im Hinterhof, der mich mit Passion daran erinnert, dass es Zeit ist aufzustehen, die Grillen, die pünktlich zum Sonnenuntergang ihre Lautstärke um ein 10faches aufdrehen, die Motorräder die durch die Straßen summen, Klimaanlagen die brummen oder die Lautsprecher auf dem Autodach, die den nächsten Thai-Boxkampf verkünden. Ok, ich geb es zu! Ich werde deinen Klangteppich schon ein wenig vermissen.
Vielleicht werden wir uns eines Tages wiedersehen, denn meine Zeit mit dir war wirklich schön. Du bist unperfekt und nimmst dich wie du bist, vielleicht bin ich deshalb etwas verliebt in dich. Du hast diese Leichtigkeit und immer ein Lächeln im Gesicht, unangestrengt, denn du versuchst nicht jemand zu sein, der du nicht bist.
Claudia
Hast du meinen Bief an Lissabon schon gelesen? Wenn nicht, dann hier lang!
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Super =)
„Du bist ein Lehrer der Gelassenheit“ ist einfach ein schöner Satz =). Gute Idee mit dem Brief =)
Paul