Ich habe noch nie einen Post über das Alleinreisen geschrieben, obwohl ich das eigentlich ständig tue. Andauernd bin ich alleine in allen möglichen Ländern der Welt unterwegs und hatte doch bis jetzt nicht das Bedürfnis darüber zu schreiben.
Warum?
Vielleicht weil es für mich so etwas Normales ist, etwas Selbstverständliches, das ich genieße. Nichts Besonderes, nichts Erwähnenswertes, es ist keine Notlösung oder eine Mutprobe, es macht einfach Spaß.
Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich schon von Fremden gehört habe: „Das ist aber ganz schön mutig, alleine zu reisen und das auch noch als Frau“. Ehrlich gesagt, ich habe nicht das Gefühl besonders mutig zu sein, wenn ich mich alleine auf Reisen mache. Zwar gibt es auch unterwegs immer wieder Dinge, die mich herausfordern oder Mut kosten, aber die Entscheidung alleine auf Reisen zu gehen gehört nicht dazu.
Ich gebe zu, das war bei meiner allerersten Reise nicht so. Ja, ich hatte auch Angst vor dem Unbekannten, denn ich hatte so gar keine Ahnung, was mich erwarten würde. Aber ich glaube, das ist normal. Wir alle haben eine gehörige Portion Respekt vor Dingen, die wir nicht kennen und das ist auch ok so. Es sollte uns nur nicht davon abhalten unsere Träume zu verfolgen. Sei mutig.
Weshalb ich mich entschieden habe, nach all der Zeit nun doch einen Post über das Alleinreisen zu schreiben?
Ich bin in letzter Zeit immer wieder über Kommentare in Foren oder in persönlichen Gesprächen gestolpert, die mir klar gemacht haben, wie verzerrt die Perspektive auf dieses Thema immer noch ist.
Es gibt zwei extreme, die einen preisen das Alleinreisen als den Heiligen Gral, als DEN Weg, an. Die Anderen beäugen Alleinreisende meist mit einem mitleidigen Blick. Sie sprechen zwar davon alleine Reisen zu wollen, aber gefolgt von Sätzen wie „wenn halt kein anderer mitkommt“ oder „besser als gar nicht reisen“ dazu kommen ein weiterer Haufen Vorurteile und unangemessene Erwartungen daran, wie es sein sollte alleine zu reisen. So ist oft vor Abflug schon klar, dass diese Reise nichts wird.
Wenn du deine Reise genießen möchtest, egal ob alleine oder mit Anderen, dann lass dich voll und ganz auf das Erlebnis ein, höre auf das Eine andauernd mit dem Anderen zu vergleichen und die Dinge als besser und schlechter zu Labeln. Denn…
Wie du das Beste aus deinem Solo-Trip machst
Alleinreisen ist nicht schlechter und auch nicht besser als mit anderen zu verreisen: Es ist schlichtweg anders!
Beide Arten des Reisens sind voll von einzigartigen Erlebnissen und Möglichkeiten. Beide Arten zu verreisen haben ihre unverkennbaren Stärken und bieten etwas, das die jeweils andere Option nicht bieten kann, egal wie sehr man sich anstrengt es zu finden: Es gibt Dinge, die kann man nur durchs Alleinreisen lernen und erfahren und andere wiederum findet man nur in Reisen zu zweit.
Deshalb finde ich es falsch, die eine Art zu reisen als „besser“ darzustellen, als die andere. Ich bin der Überzeugung, dass JEDER beides in vollem Umfang einmal erlebt haben sollte, denn sonst hat er in der Tat etwas verpasst.
So ziemlich alle von uns sind vermutlich schon mit anderen zusammen verreist. Deshalb erscheint es manchen vielleicht zunächst etwas abwegig, sich alleine auf die Reise zu machen. Wenn es darum geht die Nachteile des Alleinreisens aufzulisten, sind sie schnell wie Speedy Gonzales. Fragt man sie welche tollen Erfahrungen, sie alleine auf Reisen machen könnten, lässt die Antwort in der Regel länger auf sich warten.
Entscheidend dafür, was du von deiner Reise mitnimmst, ist deine Motivation, deine Einstellung und wie offen und neugierig du an das Thema des Alleinreisens ran gehst.
Ist es für dich von Anfang an nur eine Notlösung? Oder hast du bereits deine vorgefasste Meinung und dein Kopf ist voll von negativen Gedanken zum Thema Alleinreisen? Dann wirst du auf deiner Reise auch genau diese Dinge finden. Das nennt der Psychologe „Selbsterfüllende Prophezeiung“. Was soviel bedeutet wie, dass du an all die Vorurteile in deinem Kopf glaubst und deshalb unbewusst so handelst, dass diese am Ende tatsächlich bestätigt werden. Wie früher im Deutschunterricht, du stellst eine Hypothese auf und suchst nach Beweisen, um sie zu bestätigen. Bist du hingegen voller Neugierde, Vorfreude und bereit dich auf das Abenteuer „Unbekannt“ einzulassen, dann wirst du automatisch ganz andere Erfahrungen mit dem Alleinreisen sammeln.
Menschen neigen dazu immer Recht haben zu wollen. Warum sollte das anders sein, wenn es ums Reisen geht?
Menschen, die lange viel alleine gereist sind und es plötzlich bevorzugen, mit jemand anderem zu verreisen, sind für viele, die das Alleinreisen ablehnen, die Bestätigung ihrer Theorie. Nach dem Motto „siehst du, jetzt hast du es auch endlich erkannt: zu zweit zu verreisen ist besser“.
Andersherum gibt es das gleiche Phänomen.
Die harten Verfechter des Alleinreisens, sehen sich ebenfalls in ihrer Theorie bestätigt, wenn jemand der immer mit anderen unterwegs war, sich plötzlich in das Alleinreisen verliebt.
Aber keins von beidem ist eine Bestätigung dafür, dass man sich zuvor geirrt hat und jetzt endlich „den richtigen Weg“ gefunden hat. Wir lassen immer wieder gerne außer acht, dass jeder von uns sich verändert, jeder wächst und zu unterschiedlichen Zeiten bereit ist, unterschiedliche Dinge zu lernen oder Erfahrungen zu sammeln. Das eine ist nicht der Aufbaukurs für das Andere. A ist nicht besser als B. Es ist schlicht anders. Wer Spanisch lernen will, geht schließlich nicht in den Französischkurs.
Vor meiner ersten langen Reise alleine (ca. 7 Wochen) war ich zugegebenermaßen ziemlich aufgeregt, hatte übertrieben viel geplant, vor allem aber war ich neugierig, wie es wohl sein würde. Ich konnte die kommenden Wochen kaum erwarten. Ergebnis: Ich verliebte mich Hals über Kopf ins Alleinreisen.
Als ich damals in das Flugzeug stieg, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie sehr die Erfahrungen des Alleinreisens mich und dadurch auch mein Leben verändern würden. Ganz auf sich alleine gestellt zu sein, klingt für viele so beängstigend, aber es war wunderbar. Es hat mich so viel mutiger gemacht und mein Selbstvertrauen sehr gestärkt. Es hat mir deutlich vor Augen geführt, wer ich bin und was ich will. Alleine zu reisen hat mir so viel beigebracht, all die Erfahrungen, haben mich ohne Frage zum Besseren verändert. In dem Post „Was mir das Alleinreisen beigebracht“ liest du noch mehr über meine Erfragungen auf Reisen.
Es sei aber auch erwähnt, dass auf Reisen nicht immer alles perfekt läuft, weder alleine noch zu zweit, aber das ist auch in Ordnung. Gerade aus Dingen, die anders laufen als geplant, lernen wir oft die wichtigsten Sachen.
Travel isn’t always pretty. It isn’t always comfortable. Sometimes it hurts, it even breaks your heart. But that’s okay. The journey changes you – it should change you. It leaves marks on your memory, on your consciousness, on your heart, and on your body. You take something with you… Hopefully, you leave something good behind.
— Anthony Bourdain
Ich kenne einige Menschen, die alleine Unterwegs waren und es nicht mochten. Das waren oft Leute, die z.B ein langes Wochenende alleine im Urlaub waren. Um ehrlich zu sein, ist das nicht das wovon ich spreche, wenn ich vom Alleinreisen rede.
Gerade wenn du noch nie alleine gereist bist, würde ich dir keinen Kurztrip empfehlen, keinen Pauschalurlaub, sondern eine wirkliche Reise und das möglichst mehrere Wochen. Nicht nur den großen Zeh ins Wasser stecken, sondern gleich ganz rein springen. Nicht alle aber durchaus einige der wertvollsten Erfahrungen, des Alleinreisens brauchen Zeit. Denn alte Gewohnheiten wollen erst einmal durchbrochen werden.
Alleine zu reisen heißt nicht einsam sein
Manche finden, dass man auf Reisen nur oberflächliche Freundschaften schließt. Ich muss sagen, Menschen auf Reisen zu treffen, ist eigentlich nicht viel anders als in seinem gewohnten Umfeld.
Zu Hause gibt es einen Haufen Leute, die wir häufiger sehen, ob wir wollen oder nicht. Zum Beispiel, weil sie im gleichen Haus wohnen wie wir. Auf Reisen sind das z.b die Leute, die in deinem Hotel leben. Es gibt Bekanntschaften, die für ihre Dauer ganz nett sind, aber wir werden sie nicht groß vermissen, wenn sie einmal zu Ende gehen und es gibt einzigartige Menschen, die unseren Weg kreuzen und zu engen wunderbaren Freunden werden. So ist es im Alltag und auf Reisen ist es oft kaum anders. Wir gehen nur häufig mit zu hohen Erwartungen auf Reisen und wünschen uns vielleicht insgeheim, dass unser neues Hostelzimmer gleich voll von neuen besten Freunden ist.
Es vergeht in der Regel keine Reise, bei der ich keine neuen Leute kennenlerne. Einige meiner besten Freunde habe ich im Ausland kennengelernt.
Das schöne am Alleinreisen ist, du kannst ganz für dich sein, aber du kannst auch in Gesellschaft sein, wenn dir danach ist. Es ist meist ziemlich einfach, auf Reisen neu Leute kennenzulernen und dafür musst du nicht einmal im Hostel 6-Bettzimmer schlafen, aber natürlich ist auch das eine Möglichkeit.
Wer zu Hause schon nicht gerne mit sich selbst alleine ist, dem wird es auf Reisen vermutlich nicht anders gehen. Da kann das Reisen aber nichts für. Viel mehr lohnt es sich dann, der Sache auf den Grund zu gehen und versuchen zu verstehen, warum die eigene Gesellschaft einem ein unwohles Gefühl vermittelt.
Wenn du NICHT ohnehin jemand bist, der gut alleine sein kann und es genießt, einfach mal ein bisschen Zeit mit dir selbst zu verbringen, dann kann das Alleinreisen ein toller Lehrer dafür sein. Es kann dich lehren mutiger zu sein, Verantwortung für dein Leben und deine Wünsche zu übernehmen, das zu tun was dein Herz will. Du fängst an, die Erfüllung dieser Wünsche nicht von Anderen abhängig zu machen, denn du sammelst das nötige Selbstvertrauen und weißt, dass du es auch alleine schaffen kannst.
Alleine zu verreisen, bietet genau wie mit anderen zu verreisen unendlich viele wertvolle Möglichkeiten zu wachsen und eine einmalig schöne Zeit zu verbringen. Es ist wie ein Buffet voll mit unendlichen Möglichkeiten, aber was auf deinen Teller kommt entscheidest du. Wie und ob das Reisen dich verändert liegt bei dir.
Der Schlüssel, um das Beste aus einer Reise rauszuholen und sie zu genießen, egal ob alleine oder zu zweit, ist zu verstehen, dass weder das Eine noch das Andere BESSER ist. Alleine deine Einstellung entscheidet darüber, welche Erfahrungen du machst. Denn wie Henry Ford so schön sagte:
Whether you think you can, or you think you can’t—you’re probably right
Noch mehr Infos zum Thema alleine reisen
Reiseberichte gibt es unzählige, wenn du dich speziell für das Solo-Reisen als Frau interessierst oder Reiseberichten von Frauen lesen möchtest, dann kann ich dir folgende Bücher empfehlen:
- Solo-Trip*
- Mut für zwei* mehr über dieses Buch liest du in meinem Post „Die besten Reisebücher gegen akutes Fernweh„
- Grenzenlos leben*
Falls du immer noch zögerst und dir deine eigene Angst im Weg steht, dann unbedingt diesen Post lesen: Glück ist eine From von Mut
Was sind deine Erfahrungen mit dem Thema Alleinreisen? Welche Fragen hast du noch? Lass es mich in den Kommentaren wissen. Ich versuche eure Fragen im nächsten Post zu beantworten.
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Ich liebe diesen Artikel! ❤️
Danke dir meine Liebe 🙂
Ich reise auch oft alleinmit dem Auto ( vor allem im Sommer ),wenn ich die Zeit zwischen den Urlaubsvertretungen ,die ich in den Ferien in Deutschland mache ,überbrücken muss. Es kann da schon mal vorkommen ,dass es kreuz und quer durch Deutschland geht von einer Vertretung zur anderen . Ich finds nicht mehr „exotisch “ . Auch kann ich individuell entscheiden ,wann ich z.B. früh losfahre( oft auch ganz zeitig ,wenn ich viel vor habe) , wohin ein evtl. Abstecher von der Strecke gehen soll. Kann das auch auf der Strecke und auch am Wochenende auch mal schnell entscheiden :Das schaust dir heut einfach mal noch an ! Muss nicht erst fragen oder mir ggfl. nicht ein “ müdes Lächeln “ ( weil der Partner dazu vielleicht so gar keine Lust dazu hat !) anschauen …..und man es eben dann doch nicht tut ,weil vielleicht am Abend bei ihm der Fernseher ruft .! Ich liebe das Alleinreisen mittlerweile jedenfalls und möchte es nicht missen
Sehr schön geschrieben. Sprichst mir aus der Seele. 🙂
LG, Sandra